17 - Medcast - Innere Medizin - Gicht 2 [ID:3408]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Hallo liebe Zuhörer. Im letzten Medcast haben wir alles über die vielfältigen

Ursachen der Gicht gehört. Heute dreht sich nun alles um die Behandlung dieser Erkrankung.

Viel Spaß! So Papa, hier sind meine Pharmakologie-Unterlagen. Und wie geht's dem C?

Ja, es ist so schrecklich schmerzhaft. Bitte leg los und sag mir, wie man mir helfen kann.

Alles klar. Also, wie wir ja vorhin schon festgestellt haben, leidest du an einem akuten

Gichtanfall. Akut ist vor allem der Schmerz, mein Kind. Die ausgefallenen Harnsäurekristalle

pieksen und brennen wie verrückt. Nein, es sind doch nicht die Kristalle, die wehtun, Papa. Da

hast du wohl was falsch verstanden. Was? Wieso? Es ist nämlich so, dass die Abwehrzellen des

Körpers, vor allem die Phagocyten, die ausgefallenen Oratkristalle aufnehmen und verdauen wollen. Nur

leider gehen sie bei diesem Versuch selber zugrunde. Ihre ganzen lysosomalen Inhaltsstoffe werden im

Gelenk freigesetzt und es kommt zu Schmerzen und Entzündung. Außerdem wird auch Laktat frei,

was den pH-Wert senkt und zu einer zusätzlichen Ausfällung von Oratkristallen führt. Das lockt

durch die Chemotaxis wieder neue Phagocyten an. Ein richtiger Teufelskreis. Und so entsteht das

Podagra. Das was? Podagrapapa. Als Podagra bezeichnet man einen akuten Gichtanfall am

Großzehengrund oder Endgelenk. So wie bei dir. Ist das Daumengrundgelenk beteiligt, nennt man das

Chiakra. Naja. Und jetzt sag mir bitte, was kann man gegen den Schmerz machen? Mittel der ersten

Wahl ist bei einem akuten Gichtanfall vor allem ein hoch dosiertes nicht-stereoidales Anergetikum.

Zum Beispiel? Zum Beispiel Ibuprofen. Das kennst du ja. Was mache ich, wenn das nicht ausreichend

hilft oder nicht vertragen wird? Dann bekommst du in der Regel Colchizin. Mittel der zweiten Wahl

beim akuten Gichtanfall. Colchizin ist ein Mythosegift, in dem es an Tubulin bindet und

die Ausbildung eines Spindelapparates verhindert. Mythose? Das kenn ich doch noch aus der Schule.

Dann verhindert es, dass sich Zellen teilen und vermehren können, oder? Genau. Und das macht es

vor allem bei phagocytierenden Zellen. Wie praktisch. Genau die waren ja für die Gicht

verantwortlich. Stimmt. Nur wichtig zu wissen, dass Colchizin selber die Entzündung nicht stillt,

nur das Voranschreiten. Es ist außerdem auch kein ganz ungefährliches Medikament. Es hat

eine geringe therapeutische Breite und kann bereits ab 15 Milligramm tödlich sein. Ach was. Poh man,

fehlt nur noch, dass es sich mit anderen Medikamenten nicht verträgt. Das ist aber leider so. Es ist

nämlich ein CYP3A4-Substrat und macht schwerste Wechselwirkungen, beispielsweise mit Fibraten und

Statinen. Das wiederum sind Medikamente gegen zu hohe Blutfettwerte. Es kann zu starken

Nebenwirkungen kommen, wie der Rhabdomyelise, der Auflösung von Skelettmuskulatur. Alles in

allem führt Colchizin zu einer ganzen Reihe von vielen unterschiedlichen, uncharakteristischen

Nebenwirkungen. Alles klar. Colchizin. Und ich sage dem Arzt, er soll aufpassen wegen der CYP3A4-Interaktion?

Ja, Papa, ist gut. Das wird er aber sicherlich auch selber wissen. Und bevor du fragst, wenn du

dann immer noch starke Beschwerden hast, dann wirst du mit Glykokortikoiden in einer Dosis von

etwa 30 bis 40 Milligramm pro Tag weiter behandelt. Nochmal für mich zur Wiederholung. Mittel der ersten

Wahl nicht steroidale Analgetika. Mittel der zweiten Wahl Colchizin und Mittel der dritten Wahl

Glykokortikoide. Aber das war ja jetzt alles für den akuten Gichtanfall. Was mache ich denn,

wenn man auf Dauer den Harnsäurespiegel senken will? Dann hast du verschiedene Möglichkeiten.

Teilen wir diese Medikamente erst einmal in Gruppen, um den Überblick zu behalten. Es gibt

die Urikostatika, die Urikosurika und die Urikolytika. Beginnen wir nun mit dem Urikostatika.

Urikostatika. Und was bedeutet das jetzt? Urikostatika sind Medikamente, die Bildung

von Harnsäure vermindern. Dazu ist es erst einmal wichtig zu verstehen, wie Harnsäure überhaupt

gebildet wird. Wichtig dabei ist das Enzym Xanthinoxidase. Es wandelt die Porienabbau-Produkte

Xanthin und Hypoxantin in Harnsäure um. Und genau diese Xanthinoxidase wird durch die Urikostatika

gehemmt. Verstehe. Ich brauche aber den Namen der Wirkstoffe, damit ich dem Arzt genau sagen kann,

was ich will. Es gibt zum einen Allopurinol. Allopurinol ist ein Pro-Druck und wird zu

Oxyporinol umgewandelt, was eine längere Halbwertszeit hat. Durch die Porinstruktur,

welche das Medikament besitzt, blockiert es die Xanthinoxidase und es entsteht weniger

Harnstoff. Der andere wichtige Wirkstoff heißt Phybuxostat. Der ist kein Pro-Druck und hat keine

Teil einer Videoserie :

Presenters

Kristin Vogel Kristin Vogel

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:09:03 Min

Aufnahmedatum

2013-11-22

Hochgeladen am

2013-12-05 13:44:53

Sprache

de-DE

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