Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Hallo liebe Zuhörer. Im letzten Medcast haben wir alles über die vielfältigen
Ursachen der Gicht gehört. Heute dreht sich nun alles um die Behandlung dieser Erkrankung.
Viel Spaß! So Papa, hier sind meine Pharmakologie-Unterlagen. Und wie geht's dem C?
Ja, es ist so schrecklich schmerzhaft. Bitte leg los und sag mir, wie man mir helfen kann.
Alles klar. Also, wie wir ja vorhin schon festgestellt haben, leidest du an einem akuten
Gichtanfall. Akut ist vor allem der Schmerz, mein Kind. Die ausgefallenen Harnsäurekristalle
pieksen und brennen wie verrückt. Nein, es sind doch nicht die Kristalle, die wehtun, Papa. Da
hast du wohl was falsch verstanden. Was? Wieso? Es ist nämlich so, dass die Abwehrzellen des
Körpers, vor allem die Phagocyten, die ausgefallenen Oratkristalle aufnehmen und verdauen wollen. Nur
leider gehen sie bei diesem Versuch selber zugrunde. Ihre ganzen lysosomalen Inhaltsstoffe werden im
Gelenk freigesetzt und es kommt zu Schmerzen und Entzündung. Außerdem wird auch Laktat frei,
was den pH-Wert senkt und zu einer zusätzlichen Ausfällung von Oratkristallen führt. Das lockt
durch die Chemotaxis wieder neue Phagocyten an. Ein richtiger Teufelskreis. Und so entsteht das
Podagra. Das was? Podagrapapa. Als Podagra bezeichnet man einen akuten Gichtanfall am
Großzehengrund oder Endgelenk. So wie bei dir. Ist das Daumengrundgelenk beteiligt, nennt man das
Chiakra. Naja. Und jetzt sag mir bitte, was kann man gegen den Schmerz machen? Mittel der ersten
Wahl ist bei einem akuten Gichtanfall vor allem ein hoch dosiertes nicht-stereoidales Anergetikum.
Zum Beispiel? Zum Beispiel Ibuprofen. Das kennst du ja. Was mache ich, wenn das nicht ausreichend
hilft oder nicht vertragen wird? Dann bekommst du in der Regel Colchizin. Mittel der zweiten Wahl
beim akuten Gichtanfall. Colchizin ist ein Mythosegift, in dem es an Tubulin bindet und
die Ausbildung eines Spindelapparates verhindert. Mythose? Das kenn ich doch noch aus der Schule.
Dann verhindert es, dass sich Zellen teilen und vermehren können, oder? Genau. Und das macht es
vor allem bei phagocytierenden Zellen. Wie praktisch. Genau die waren ja für die Gicht
verantwortlich. Stimmt. Nur wichtig zu wissen, dass Colchizin selber die Entzündung nicht stillt,
nur das Voranschreiten. Es ist außerdem auch kein ganz ungefährliches Medikament. Es hat
eine geringe therapeutische Breite und kann bereits ab 15 Milligramm tödlich sein. Ach was. Poh man,
fehlt nur noch, dass es sich mit anderen Medikamenten nicht verträgt. Das ist aber leider so. Es ist
nämlich ein CYP3A4-Substrat und macht schwerste Wechselwirkungen, beispielsweise mit Fibraten und
Statinen. Das wiederum sind Medikamente gegen zu hohe Blutfettwerte. Es kann zu starken
Nebenwirkungen kommen, wie der Rhabdomyelise, der Auflösung von Skelettmuskulatur. Alles in
allem führt Colchizin zu einer ganzen Reihe von vielen unterschiedlichen, uncharakteristischen
Nebenwirkungen. Alles klar. Colchizin. Und ich sage dem Arzt, er soll aufpassen wegen der CYP3A4-Interaktion?
Ja, Papa, ist gut. Das wird er aber sicherlich auch selber wissen. Und bevor du fragst, wenn du
dann immer noch starke Beschwerden hast, dann wirst du mit Glykokortikoiden in einer Dosis von
etwa 30 bis 40 Milligramm pro Tag weiter behandelt. Nochmal für mich zur Wiederholung. Mittel der ersten
Wahl nicht steroidale Analgetika. Mittel der zweiten Wahl Colchizin und Mittel der dritten Wahl
Glykokortikoide. Aber das war ja jetzt alles für den akuten Gichtanfall. Was mache ich denn,
wenn man auf Dauer den Harnsäurespiegel senken will? Dann hast du verschiedene Möglichkeiten.
Teilen wir diese Medikamente erst einmal in Gruppen, um den Überblick zu behalten. Es gibt
die Urikostatika, die Urikosurika und die Urikolytika. Beginnen wir nun mit dem Urikostatika.
Urikostatika. Und was bedeutet das jetzt? Urikostatika sind Medikamente, die Bildung
von Harnsäure vermindern. Dazu ist es erst einmal wichtig zu verstehen, wie Harnsäure überhaupt
gebildet wird. Wichtig dabei ist das Enzym Xanthinoxidase. Es wandelt die Porienabbau-Produkte
Xanthin und Hypoxantin in Harnsäure um. Und genau diese Xanthinoxidase wird durch die Urikostatika
gehemmt. Verstehe. Ich brauche aber den Namen der Wirkstoffe, damit ich dem Arzt genau sagen kann,
was ich will. Es gibt zum einen Allopurinol. Allopurinol ist ein Pro-Druck und wird zu
Oxyporinol umgewandelt, was eine längere Halbwertszeit hat. Durch die Porinstruktur,
welche das Medikament besitzt, blockiert es die Xanthinoxidase und es entsteht weniger
Harnstoff. Der andere wichtige Wirkstoff heißt Phybuxostat. Der ist kein Pro-Druck und hat keine
Presenters
Kristin Vogel
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:09:03 Min
Aufnahmedatum
2013-11-22
Hochgeladen am
2013-12-05 13:44:53
Sprache
de-DE